Sonntag, 18. August 2013

Lets ask Mama

Sehr hilfreich, um verschieden Themen anzusprechen, finde ich die kreativen Blog-Aktionen von einigen anderen Schreibwütigen.

Kathi vom schönen Blog My Boo Poo hatte dabei eine besonders tolle Idee, der ich nun zum 3ten mal folgen möchte.


Heute ist wieder "Let's ask Mama"- time!


In dieser Staffel beantworten mehrere Blog-Mamas dieselbe Frage rund um's Thema Elternsein.

Die heutige Frage lautet:


Taufe ich mein Kind?


Nein!
Es ist nicht sehr einfach, dieses Thema. Ich versuch mich mal dadurch zu wurschteln.


Ich bin getauft! Katholisch. Ich bin von klein auf jeden Sonntag mit meinen Großeltern in die Kirche gegangen. Meine Eltern sind ebenfalls getauft, glauben aber nicht. Meine Großeltern dafür umso mehr. Als Kind fand ich die Kirche mit ihrer hohen verzierten Decke, die Malereien und die Orgelklänge wahnsinnig spannend. Die 3/4 Stunde Messe kam mir dafür furchtbar lang vor. Mein Bruder und meine Schwester haben schon als Kinder ganz klar gesagt, dass sie nicht mit möchten. Ich war das kleinste Enkelkind und von meiner Oma wurde mir eingetrichtert, dass sie Gott ein Versprechen gegeben hat, dass wenigstens eines ihrer Enkel in die Kirche gehen wird... das Los fiel also gezwungener Maße auf mich und ich wehrte mich nicht. Meine Oma war von meinen Geschwistern in der Beziehung entäuscht- meine Mama stand voll und ganz hinter ihren Kindern und hat sich bei diesem Thema wohl auch oft mit ihrer Schwiegermutter in die Haare bekommen.
Der Standpunkt meiner Mama: Kinder sollten selbst entscheiden dürfen und wenn sie nicht möchten sollte das akzeptiert werden!
Der Standpunkt meiner Oma: Kinder können so eine Entscheidung noch nicht selbst treffen und müssen dahin geführt werden!
Tja, ich lies mich führen, vieleicht aus Neugier, vieleicht weil ich meine Oma nicht entäuschen wollte, vieleicht auch weil sie mir immer vorschwärmte, was ich für ein tolles Fest bekommen würde mit vielen Geschenken und einem schönen weißen Kleid und alle würden nur wegen mir kommen. Es ging um die Kommunion. Egal was es war, es hat bei mir auf jeden Fall geklappt und ich bin drauf angesprungen. Ich bin artig zum Religionsunterricht gegangen, zur religiösen Kinderwoche, habe reglemäßig Beichte abgelegt, die 10 Gebote auswendig gelernt und bin als einer der 3 heiligen Könige mit von Tür zu Tür gezogen, habe gesungen und Häuser gesegnet.
Es hat Spaß gemacht, ohne Frage. Geglaubt an Gott und das ganze Drum und Dran habe ich aber NIE! Ich habe mich sogar einmal im Religionsunterricht mit der "Lehrerin" angelegt, als sie uns eintrichtern wollte dass man den lieben Gott noch lieber haben muss als Mama und Papa.... Puhhhhh da hatte sie sich mit mir aber die Falsche ausgesucht! Ich als Mama-Kind durch und durch... auweia, das hat sich echt als Negativ-Erlebebnis eingebrannt und führte zu Diskussionen.
Es kam dann irgendwann das Alter, in dem der allsonntägige Kirchengang auch mir lästig wurde. Immer öfter habe ich meine Mama vorgeschickt, dass es mir nicht gut gehe oder ich noch schlafe. Meine Oma wurde mit der Zeit sauer. Wir lebten alle zusammen in einem Haus und aus dem Weg gehen war unmöglich. Morgens vor der Schule war ich immer bei ihr und da hat sich mich dann ihre Wut auch spühren lassen. Sie schwieg... sie schwieg mich an und würdigte mich- ihre 12jährige Enkelin- keines Blickes, bis es aus ihr heraus platze:
 Na, bist du jetzt zufrieden dass du mich so entäuscht? Ich habe es vor Gott geschworen und nun gehst du auch nicht mehr mit.

Im Nachhinein doch der absolute Wahnsinn wie da auf mich eingewirkt wurde...
Aber ich hielt durch und ging nur noch sporadisch wenn ich es wirklich wollte mit in die Kirche, irgendwann dann garnicht mehr. Das Verhältnis zu meiner Oma wurde langsam besser. Sie ist nun schon seit einigen Jahren verstorben und fehlt mir fürchterlich. Trotz dieser problematischen Zeit liebe ich sie heute noch überalles und bin ihr für vieles dankbar. Ich weiß aber das ihr Verhalten mir gegenüber falsch war, dass ich diese Ablehnung nicht verdient hatte.

Ich weiß dass das jetzt viel Text war, der die Frage nicht wirklich beantwortet, aber es steckt viel Grund für meinen Standpunkt darin.
Ich finde es sehr schön, wenn Menschen glauben können. Egal an was! Ich glaube an Engel! Ich glaube dass sie auf uns aufpassen, ich glaube dass meine Omas auf mich aufpassen, ich glaube sie schauen mit stolz auf Lotti herab. Das Erleichtert mir mit dem Verlust umzugehen. Ich glaube an die Natur. Klingt vieleicht blöd und kann ich im Grunde auch nicht erklären, aber ich habe da einfach so ein inneres Gefühl.
Heute kann ich selbst ergründen woran ich glaube- als Kind konnte ich das nicht.
Das Gefühl des Glaubens an Religion ging über meinen Horizont hinaus, war für mcih nicht fassbar und hat mich eher verwirrt als bestärkt.
Ich möchte meinem Kind die Welt der Religion nicht vorenthalten, aber erst zu gegebenen Zeitpunkt werde ich ihr das alles erklären und ihr überlassen ob sie sich damit auseinander setzen möchte oder nicht. Ich werde ihr zu Weihnachten die Geschichte der Geburt Jesu erklären und zu Ostern von der Auferstehung berichten. Ich finde das gehört dazu wenn man Feste mit christlichen Grundlagen feiert sollte man auch etwas darüber wissen und sich nicht nur gierig auf die Geschenke stürzen.
Es wird alles ganz kindgerecht und zwanglos stattfinden. Ich werde auch mit ihr zusammen einen Gottesdienst besuchen und wahrscheinlich Gänsehaut bei den aufkommenden Erinnerungen bekommen.
Ich möchte ihr die Angst vor Religion nehmen, aber auch alle Seiten aufzeigen.
Und wenn sie für sich wirklich das Gefühl hat, dass ihr der Glauben eine Stütze sein kann, dann wird sie getauft! Und ich denke nicht dass es zwangsläufig als Baby sein muss sondern finde den Gedanken sehr schön dass sie es auch wirklich will.

Zu dem geht auch Patin ohne Taufe :D
Ich selbst bin Patentante eines wundervollen Jungen der heute übrigens seinen ersten Geburtstag feiert! Es gab keine Taufe, auch die Eltern sind nich gläubig! Es ist einfach der Gedanke, dass ich für diesen Zwerg da sein möchte, egal was kommt! Und ich möchte ihm auch gern ein Stück der Welt zeigen! An jeder Hand einen Engel- meinen Lotti-Engel und den Patenkind-Engel...Gibts denn was schöneres???

Viel Text und vieleicht auch viel drum rum erzählt, aber der Bauch hats so ausgespuckt :D

Liebe Grüße eure Sandra

4 Kommentare:

  1. Liebe Sandra,
    toller Bericht! Ich finde deine Erfahrungen irgendwie witzig und gleichzeitig ein bischen traurig.
    Finde ich sehr schön, wie du das Thema Taufe in deine eigene Erfahrung mit der Religion einbringst. Liebe Grüsse! Kathi

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  2. Da hast du wirklich Pech gehabt.
    Ich (katholisch) habe da glücklicherweise andere Erfahrungen gemacht, war freiwillig im Kinderkirchenchor, bin in die Kirche gegangen wann ich wollte. Meine Mutter ist gläubig, aber keine Kirchgängerin. Mein Vater ist aus der Kirche ausgetreten.
    Dazu hatte ich einen Religionslehrer, mit dem ich toll diskutieren konnte über viele Aspekte der Kirche und des Glaubens.
    Als Kind habe ich lange jeden Abend gebetet, ich fand Kirche und den Glauben eine Zeitlang sehr faszinierend.
    Ich bin gläubig, aber ich kann nicht recht beschreiben, woran ich glaube, sicher nicht an einen alten Mann mit Bart, klar. Mein Mann dagegen möchte eigentlich seit Jahren aus der Kirche austreten.
    Nun ja, unseren Sohn, 6,5 Monate, haben wir taufen lassen. Nicht wegen der Feier oder den Geschenken, sondern weil ich es einfach einen schönen Gedanken finde. Ich werde mit ihm zu Weihnachten in die Kirche gehen und wenn er sich dafür interessiert, dann auch an anderen Tagen. Wenn nicht, dann nicht. Er kann sich ja später immer noch entscheiden: möchte ich eine Kommunion/Firmung? In die Kirche oder nicht? Beten - ja/nein.
    Ich wollte ihm aber einfach schon mal den Weg ebnen, in jetzt schon in der Glaubensgemeinschaft aufnehmen lassen. Was er daraus macht, ist ihm selbst überlassen.

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    1. Hallo und willkommen auf dem Blog :D ich denke wenn mir die Kirche nicht von vornherein so zwangvoll begegnet wäre, hätte ich auch ein besseres Gefühl bei der ganzen Sache. Ich finde bis heute, dass bei uns die Kirche nicht kindgerecht ist, nichts ist locker, alles voller Gebote und Verbote und voller Lebensrichtlinien. Es wird zu sehr Druck ausgeübt und ich denke dass ist auch der Grund warum kaum noch Kinder und Jugendliche bei uns zur Kirche gehen. Zu meiner Zeit waren es noch etw 15 Kommunions-kinder- heute sind es nur 3 oder 5.... Ich möchte Lotti aber auch den Glauben näher bringen, nur eben auf ganz sanfte und zwanglose Art und Weiße!

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  3. So, eeeendlich bin ich mal dazu gekommen, deinen Post durchzulesen.
    Hui, schon echt krass, was du da erlebt hast, deine Oma war da ja schon echt heftig drauf.
    Schön, dass du sie aber trotzdem so lieb hast, sie hat es bestimmt ja nicht böse gemein. Aber so eine engstirnige Sicht zu haben ist ja fast schon ein bisschen fanatisch. Hoffentlich hat Gott ihr mal den Kopf gewaschen, nachdem er sie im Himmel in Empfang genommen hat ;)

    Übrigens, das mit deiner "Lehrerin" war ja echt der Hammer, noch viel krasser, als deine Oma. Solche Leute dürften nicht mit Kindern arbeiten, ganz ehrlich nicht.

    Deine Einstellung ist ja total super, dass du Lotti die Religion trotzdem näher bringen möchtest um sie selbst entscheiden zu lassen.
    Ich werde Paul auf jeden Fall auch ein bisschen da ran führen und zu den Festen werden auch die Geschichten dahinter erzählt, sehe das genau, wie du, man sollte, auch als Kind, schon etwas darüber wissen, statt nur auf Geschenke zu gieren.
    Und selbst wenn man nicht religiös ist und das nicht deswegen groß feiert, einen besonders gemütlichen Familientag/abend kann man sich da ja dennoch machen.

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